Viele westliche Schüler asiatischer Kampfkunstarten werden, sofern sie sich eingehender mit den Wurzeln beschäftigt haben, auf Hinweise auf Bodhidharma gestoßen sein. In Japan ist er unter dem Namen "Daruma" bekannt. Dieser indische Mönch wird häufig als die Quelle aller Kampfsportvarianten bezeichnet, zumindest jedoch für diejenigen Stile, deren Wurzeln im legendären Shaolin-Tempel liegen. Allerdings wird die Frage seines Beitrags zu den Kampfkünsten und zum Zen-Buddhismus, ja sogar seine Existenz überhaupt, unter Historikern kontrovers diskutiert.
Wie die Legende berichtet, hat die Entwicklung des Karate vor mehr als 1000 Jahre begonnen, möglicherweise sogar bereits im 5. Jahrhundert v.Chr. als Bodhidharma von Indien kommend in China, im Shaolin-si ("Kleiner Waldtempel") eintraf. Er führte ein System von Übungen ein, die bestimmt waren, Körper und Geist zu stärken, was angeblich den Beginn des Tempelboxens markiert. Bodhidharmas Übungen wurden zur Grundlage der meisten chinesischen Kampfkünste. Tatsächlich jedoch liegen die Ursprünge des Karate weiterhin im Dunkeln, Klarheit kommt in die Geschichte des Karate erst mit seinem Erscheinen auf der heute japanischen Insel Okinawa.
Zu Anfang war die als Karate bezeichnete Kampfkunst eine auf Okinawa entwickelte Form des Faustkampfes, die "Te" (Hand) genannt wurde. Den Einwohnern Okinawas war das Tragen von Waffen durch ihre Besatzer verboten. Sie verfeinerten daraufhin ihre Techniken des waffenlosen Kampfes, die im Geheimen an die Schüler weitergegeben wurden. Günstig wirkte sich auch der Einfluß anderer Kampfkünste aus, die von Adligen und reisenden Händlern auf der Insel eingeführt wurden.
Die Kunst des Te entwickelte sich über die Jahre immer weiter, in erster Linie in den drei Inselstädten Shuri, Naha und Tomari. Jede einzelne dieser Städte stellte ein unterschiedliches Zentrum dar: König und Adel, Kaufleute und Händler, Bauern und Fischer. Aus diesem Grunde entwickelte sich in jeder Stadt eine andere Form der waffenlosen Selbstverteidigung, die nach ihrer Herkunft benannt wurden: Shuri-Te, Naha-Te und Tomari-Te. Eine Oberbezeichnung hierfür ist Okinawa-Te oder Tode (chinesische Hand).
Allmählich bildeten sich im Karate zwei Hauptformen heraus: Shorin-ryu um die Städte Shuri und Tomari herum und Shorei-ryu in der Region von Naha.
Es sollte jedoch betont werden, daß alle drei Städte nicht weit voneinander entfernt lagen und daß die Unterschiede in den Formen eher oberflächlicher Natur waren. Gichin Funakoshi sieht die Unterschiede zwischen den beiden Stilen darin, daß Shorin-ryu schnell und geradlinig war und mit dem natürlichen Atemrhythmus ausgeführt wurde, wohingegen Shorei-ryu aus runden Bewegungen bestand und die Atmung synchron mit jeder Bewegung geschah. Es ist interessant festzustellen, daß diese beiden unterschiedlichen Ausführungsweisen auch im Kung-Fu bestehen.
Das chinesische Zeichen im Wort Tode konnte auch als kara ausgesprochen werden, wobei Te ersetzt wurde durch Kara Te - Jutsu oder wie die Meister Okinawas sagten: Kunst chinesischer Hände. Diese Bezeichnung wurde später durch Gichin Funakoshi in Karate-Do geändert, der eine andere Bedeutung des Zeichens Kara verwendete, nämlich "leer". Von nun an bedeutete Karate "leere Hand". Do bedeutet "Weg" oder "Pfad".
Die erste öffentliche Darbietung des Karate fand im Jahre 1917 durch Gichin Funakoshi im Butoku-den in Kyoto statt. Diese und folgende Präsentationen begeisterten die Japanern einschließlich ihres damaligen Kronprinzen Hirohito. Im Jahr 1922 wurde Funakoshi durch Dr. Jano Kano, dem Gründer des modernen Judo, eingeladen, um Karate im berühmten Kodokan-Dojo vorzustellen und um die neue Kampfkunst in Japan zu lehren. Diese Förderung war wesentlich für die weitere Verbreitung des Karate in Japan. Ohne die Unterstützung eines so renommierten Meisters wie Kano, wäre Karate als "Bauernsport aus Okinawa" von den Japanern verachtet worden. Heute gibt es im Wesentlichen vier Stilrichtungen des Karate:
Goju-ryu, Shito-ryu, Shotokan und Wado-ryu
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